Es gibt dieses Jahr sehr viele Pilze. Ich wohne direkt am Wald, und so hatte ich zwei Begegnungen, die mich innehalten ließen.

Vorgestern kam ein älterer Mann aus dem Wald, durchaus noch rüstig, und er hatte drei volle Körbe Pilze in der Hand. Ich war im Garten und freute mich für ihn und sein Sammlerglück und sprach ihn an: „Oh, da hatten Sie aber wirklich Glück. Wie toll, so viele Pilze! Es gibt dieses Jahr wirklich viele.“ Er hielt inne, blieb stehen, sah mich an und blaffte dann: „Also, der Wald sieht ja dermaßen schlimm aus. So viele umgestürzte Bäume. Das gab es früher nicht. Unmöglich ist das. Und so viel Müll liegt da rum!“

Ich zögerte kurz, dachte nach und antwortete. „Mhhhhh, ehrlich gesagt ist mir nicht aufgefallen, ob es im Vergleich zu früher mehr umgestürzte Bäume gibt. Und wenn ich Müll sehe, nehme ich den einfach immer mit. Aber, die Pilze, die Sie da haben…die sind doch toll. Und so eine Menge. Was machen Sie denn damit?“ Er musterte mich einmal von oben nach unten. „Den Müll von anderen mitnehmen? Na, Sie sind ja schön blöd.“ Dann fiel sein Blick wieder auf die Pilze. „Die Hälfte werde ich wohl wegwerfen. Die schaffe ich eh nicht alle. Alles, was mir nicht gefällt, sortiere ich aus, das kommt in den Abfall. Mal sehen, was übrig bleibt.“ Sprach`s und ging weiter. Ich atmete zweimal tief durch und versuchte das unangenehme Gefühl loszuwerden, das mir diese Begegnung bescherte.

Gestern kam ich selbst aus dem Wald und vor meiner Gartentür angekommen, sah ich, dass mir eine junge Frau folgte. Sie hatte ein kleines Körbchen in der Hand, in diesem waren auf einem sorgfältig hineingelegten grünen Handtuch einige wenige Pilze gebettet. Als sie mich ansprach und nach einem Cafè in der Nähe fragte, sah ich, dass sie schwanger war. Ich beschrieb ihr den Weg und zeigte dann auf ihr Körbchen. „Es gibt viele dieses Jahr, toll oder?“ Sie antwortete: „Ja, es gibt sehr viele. Ich habe für mich gesucht, für mein Abendbrot, und da brauche ich nicht so viele. Ich habe eine ganze Menge stehen lassen, für andere Leute, die ja auch noch welche wollen. Die hier, die reichen mir. Und ganz ehrlich, im Wald ist es so schön – darin zu laufen ist ja allein schon ein Geschenk.“ Wir verabschiedeten uns und diese Begegnung ließ mich lächeln.