Nach neunmonatiger Begleitung einer Lernreise, in der sich potenzielle weibliche Führungskräfte auf eine Führungsposition vorbereitet haben, hat sich meine Überzeugung bzgl. der Persönlichkeitsentwicklung von Führungskräften bestätigt. Ich habe diese Lernreise nicht nur als Coachin und Trainerin begleitet, sondern auch inhaltlich komplett konzipiert. Mein Fokus lag auf Kommunikationsfähigkeiten und Konfliktmanagement, Selbstreflexion und Selbstmanagement, Umgang mit schwierigen Persönlichkeiten und narzisstischer Führungskultur, Abgrenzungsfähigkeit, Selbstmotivation und Mitarbeiter*innenmotivation, nonverbaler Kommunikation und der Fokussierung auf die Vermittlung neuer Werte.

Denn, was nützen mir die besten Führungstools, wenn ich diese unreflektiert einsetze oder diese inkompetent vermittle? Was nützen mir Führungspositionen, wenn ich mich meinen wichtigsten biografischen Themen nicht gestellt habe? Was nützt mir die Idee einer werte- und menschenorientierten Führungskultur, wenn ich diese selbst als Persönlichkeit nicht vorleben kann? Wenn ich kein Vorbild sein kann? Wenn ich in einer transaktionalen Führung feststecke, weil ich nur diese kenne und zu anderen Führungsstilen keinen Zugang habe? Wie will ich die Werte einer neuen Arbeitskultur verändern, wenn ich selbst Macht missbrauche? Nicht merke, dass ich meinen Selbstwert stabilisiere, indem ich andere erniedrige?

Führung ist inzwischen so viel mehr als das Erreichen eines Ziels oder vorgegebener Zahlen. Die Generationen Y und Z bringen eine völlig neue Werteskala in Unternehmen ein und das ist gut so. Die Leistungsdruckgesellschaft stirbt langsam aus. Die Idee des immerwährenden Wachstums stirbt langsam aus. Nachhaltigkeit und konstruktives Miteinander, sowie Work-Life-Balance sind die neuen Werte unserer Zeit.

In meinem Buch „Das belebe Leben“ schreibe ich: „Die Wirtschaft unseres Landes hat sich in den letzten Jahrzehnten gefestigt und stabilisiert – das war wichtig und notwendig, allerdings war der Preis dafür hoch. Nicht umsonst ist der Begriff „Burn-out“ in diesen Jahren entstanden. Wachstum war das, was zählte. Doch immerwährendes Wachstum ist nichts Natürliches und führt irgendwann einmal zur Zerstörung. Eine Krebszelle wächst und wächst – und zerstört irgendwann den Organismus, in dem sie wuchert. Nichts anderes passiert – meiner Meinung nach – mit dieser Welt. Die Länder, in denen es möglich ist, sollten längst auf Nachhaltigkeit schauen und diese in großem Maße umsetzen – den Menschen und der Erde zuliebe, auf der wir leben. Denn wenn wir wirtschaftlich immer nur weiter nur wachsen, ohne auf unsere Ressourcen zu achten, sind wir wie die Krebszelle – und zerstören das, was uns trägt.“

Es ist Zeit für neue Leadership, es ist Zeit für neue Leader. Und wir Frauen sollten dabei ganz weit vorn stehen. Denn Führung ist eine zutiefst weibliche Kompetenz. Punkt.

Flip-Chart: Wir brauchen neue Leader!