Unsere Kinder kotzen uns unsere Welt vor die Füße!

Diesen Satz eines Vaters, dessen Tochter eine Anorexie entwickelt hat, werde ich nicht so schnell wieder vergessen. Seine Familie kam zu mir in die Beratung, weil alle gemeinsam verstehen wollten, was da eigentlich mit ihnen und mit ihrer Tochter passiert ist.

Anorexie ist nur ein Hinweis darauf, dass Jugendliche sich an unseren gesellschaftlichen Vorgaben abarbeiten. Schulschwänzerei, Ausreißen, aggressives Verhalten, Rückzug, Sozialphobien, „Null-Bock“-Stimmung – all das sind Ausdrücke eines angegriffenen Selbstwerts und einer Destabilisierung, oft gepaart mit Zukunftsängsten und einer tiefen Abwehr gegenüber unserem System.

Wenn Kinder und Jugendliche „schwierig“ werden, zeigen sie uns sehr klar die Probleme unserer Gesellschaft auf. Diese spiegeln sich immer auch in Familien wider – lange, ohne dass die Beteiligten dies merken.

Deshalb beziehe ich in die Arbeit mit „schwierigen“ Jugendlichen und Kindern die Eltern oder Geschwister mit ein. In den Beratungsprozessen werden tief verankerte, meistens strukturell bedingte Themen und Prozesse sichtbar, die die Ursache für den Hilfeschrei der Jugendlichen/Kinder sind.

Denn nichts anderes ist „auffälliges“ Verhalten von Kindern/Jugendlichen: ein Hilfeschrei.

In der Beratung werden gemeinschaftlich neue Herangehensweisen möglich, die letztlich für alle Beteiligten ein Gewinn ist.

Wolken spiegeln sich im Fenster einer Kirche