Im Interview auf https://w-aufdenpunkt.de/ spreche ich über einen Traum, der mich als Vorsitzende von Initiative Zukunft Ohne Gewalt – Gewaltfreie Familien, Beziehungen, Gesellschaft immer wieder bewegt: ein gesellschaftlicher Zugang zu Psychohygiene für alle.
Diese Idee hat das Potenzial, häusliche Gewalt nicht nur punktuell zu bekämpfen, sondern von vornherein zu verhindern – bevor Menschen zu Tätern werden oder Kinder Gewalt erleben müssen.
Warum ist das so wichtig? Aktuell warten Betroffene oft monatelang oder sogar Jahre auf einen Therapieplatz. Die Psyche wird dabei erst ernst genommen, wenn sie schon krank ist – wenn Gewalt ausgeübt wurde oder Menschen in tiefen Krisen stecken. Doch was wäre, wenn wir früher ansetzen könnten? Wenn es niedrigschwellige Angebote gäbe, um emotionale Belastungen im Alltag zu erkennen und zu verarbeiten, bevor sie eskalieren?
Psychohygiene für alle würde bedeuten, dass wir der seelischen Gesundheit denselben Stellenwert geben wie der körperlichen. Regelmäßige Angebote zur Reflexion, Kommunikation und Stressbewältigung könnten emotionale Überforderungen frühzeitig abfangen und verhindern, dass Menschen in destruktive Muster abrutschen.
Für mich wäre das ein echter Paradigmenwechsel: weg vom Reparieren, hin zum Vorbeugen. Das würde nicht nur Betroffene entlasten, sondern langfristig auch enorme Kosten sparen – sowohl menschlich als auch finanziell. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung könnte zeigen, wie viel weniger Schaden entsteht, wenn wir in Prävention statt in späte Intervention investieren.
Natürlich ist das im Moment noch ein Traum, aber ich glaube fest daran, dass Psychohygiene für alle machbar ist. Als Gesellschaft müssten wir neue Strukturen schaffen – in Schulen, Unternehmen und sozialen Einrichtungen – und uns bewusst dafür entscheiden, emotionale Gesundheit als Basis für ein friedliches Zusammenleben zu fördern.
Häusliche Gewalt beginnt nicht erst mit einer Tat. Sie ist oft das Ergebnis einer langen Kette von Überforderung, ungelösten Konflikten, selbst erlebter Gewalt und fehlenden emotionalen Werkzeugen. Mein Traum ist es, diese Kette zu durchbrechen, bevor sie sich verhängnisvoll zusammenzieht.
Vielleicht ist das ein weiter Weg, aber jeder Traum beginnt mit einer Vision – und der Überzeugung, dass Prävention möglich ist, wenn wir den Mut haben, sie zur Priorität zu machen.
Bei der Krebsvorsorge klappt es ja auch.
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