„Aber wenn ich diesem Personaler meine Meinung so ehrlich sage, dann habe ich es die nächsten 5 Jahre total schwer bei ihm.“
Diese Aussage stand im Raum, als ich mit 11 weiblichen potentiellen Führungskräften an einem Gesprächsleitfaden arbeitete, der sie sicher durch Konflikte manövrieren würde.
Es ging um ein Gespräch, in dem der „Personaler“ einen bedeutenden Fehler gemacht hatte. Die Teilnehmerin, die mit ihm dieses Gespräch führen wollte, scheute sich davor, die Tatsachen ganz offen auf den Tisch zu legen und damit klar anzusprechen. Stattdessen versuchte sie, um das Thema herumzureden, sie verallgemeinerte die Situation, vermied Fakten wie Tag, Uhrzeit und Darstellung der wirklich falschen Vorgehensweise des „Personalers“. Ihre Idee war, den „Personaler“ über diesen Weg zu bitten, sich doch zukünftig anders zu verhalten. Dieser Versuch der Deeskalation ist tatsächlich so etwas, wie Manipulation. Und dass, obwohl der Fehler beim „Personaler“ lag und liegt.
Merken Sie, welche tief konditionierten Muster Frauen davon abhalten, Konflikte offen anzusprechen? Das hat etwas mit einer tief verwurzelten Angst zu tun, die uns Frauen Konfliktverhalten abtrainiert hat.
Wir verschweigen lieber die Fehler der anderen, nehmen vielleicht sogar die Schuld auf uns, obwohl wir mit der Situation gar nichts zu tun haben. Ein klares „Nein“ fällt uns schwer, wir wollen ja den/die andere*n nicht verletzen. Und letztlich gibt es ein sehr tief verwurzeltes Dilemma in uns, das uns immer wieder ausbremst, klar zu sein: Wir denken, dass WIR als Frauen für die Qualität der Beziehung verantwortlich sind. Dieses tiefe, alte Bindungsmuster blockiert uns. Es ist sehr wichtig zu erkennen, dass dieses Muster zu einer Harmoniesucht führt, die uns extrem schadet.