E-Mail an die Geschäftsführer des Rathauscenters Pankow:

Sehr geehrte Damen und Herren,
 
ich war am … um 18.15 Uhr zu Gast in dem Rathauscenter Pankow und habe draußen vor dem Center in dem kleinen vietnamesischen Restaurant gegessen.
Dabei wurde ich leider Zeugin eines Vorfalls, den ich so nicht stehen lassen möchte.
Vor dem Zentrum bettelte eine ältere Frau. Sie stand einfach nur da und belästigte niemanden.

Auf einmal trat ein Herr aus dem Center, der aufgrund seiner Uniform offensichtlich zu den Sicherheitskräften des Centers gehörte. Er war mittelblond/blond und trug, soweit ich das erkennen konnte, einen Bart.

Er ging auf die Frau zu und beschimpfte sie in einer derartig menschenunwürdigen und herablassenden Art und Weise, dass nicht nur ich, sondern auch 80 Prozent der Gäste, die mit mir draußen aßen, zusammenzuckten. Die Frau nahm sofort ihre Sachen und ging, was Ihren Mitarbeiter nicht davon abhielt, ihr lautstark diskriminierende Worte hinterherzurufen, nicht ohne sich dabei mehrmals beifallheischend umzuschauen. Diesen Beifall gab ihm niemand, im Gegenteil. Alle Restaurantbesucher, die diesem Vorgang ungewollt beiwohnten, zeigten mehr als deutlich, dass sie die Art und Weise Ihres Mitarbeiters nicht guthießen. Dieser ließ es sich nicht nehmen und ging mehrmals in das Center hinein und wieder heraus, um immer wieder zu schauen, ob die Frau nicht doch nochmal erscheinen möge. Seine Art, wie er das tat, ließ darauf schließen, dass er ein erneutes Treffen nicht dulden würde und quasi nur darauf wartete, sich entsprechend zu positionieren.

Ich möchte Sie von diesem Vorfall in Kenntnis setzen. Es mag sein, dass sich das Center zur Aufgabe gemacht hat, keine Bettler*innen vor Ihrer Eingangstür zu dulden. Wobei in Deutschland, soweit ich weiß, Menschen fast ohne Einschränkungen betteln können, solange die Rechte der Passanten gewahrt werden und weder Tiere noch Kinder dafür missbraucht werden. Doch auch wenn Sie dem Wachpersonal Ihres Hauses den Auftrag gegeben haben, dass diese das Betteln vor den Türen des Rathauscentrums verhindern sollen, geht es doch hier vor allem um das „Wie“. Niemand hat das Recht, jemand anderen zu diskriminieren, besonders nicht in einer derart übergriffigen Art und Weise, wie ich das gestern miterleben musste.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Umgang mit anderen Menschen, und ganz besonders mit dieser Frau, so als „Aushängeschild“ für den Spirit Ihres Centers auf diese Art und Weise stehen bleiben soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Art der Diskriminierung für Sie und Ihre Mitarbeiter*innen steht.

Insofern empfehle ich Ihnen, Ihr Wachpersonal entsprechend zu schulen und für den Missbrauch von „Macht“ zu sensibilisieren.

 
Mit freundlichen Grüßen
Wiebke Wiedeck