Ich fand gesellschaftliche Konventionen schon immer nervig und versuche mein ganzes Leben, mich ihnen zu entziehen, auch wenn es mir nicht immer gelungen ist. Jetzt, wo ich älter werde, spüre ich, dass sie mir immer egaler werden und dass ich wirklich keine Lust mehr darauf habe.

Konventionen sind gesellschaftliche Vorstellungen von Zufriedenheit und Glück. Es ist nicht gesagt, dass diese gesellschaftlichen Vorstellungen mit unseren individuellen Vorstellungen übereinstimmen.

Das Absurde ist, dass wir immer unglücklicher werden, je mehr wir versuchen, durch Konventionen Glück zu erfahren.

Frau zu sein bedeutet in den seltensten Fällen, frei zu sein. Nur wenige Frauen schaffen es, sich in unserer Gesellschaft weitestgehend selbstbestimmt einzurichten. Spätestens, wenn wir Kinder bekommen, haben uns die Konventionen am Wickel. Denn unsere Kinder werden mit den Konventionen anderer Familien konfrontiert und dann fällt es oft schwer, bei sich zu bleiben.

Doch spätestens, wenn unsere Kinder ausziehen und sich selbst der Gesellschaft da draußen stellen müssen, wenn sie selbst für sich herausfinden müssen, welche Konventionen sie bedienen möchten und welche nicht, dann ist noch einmal unsere Zeit gekommen. Dann können wir uns neu hinterfragen, neu sortieren, und endlich nochmal ganz anders bei uns ankommen.

Wann, wenn nicht in der Zeit der Wechseljahre, können wir uns von den Konventionen verabschieden, die uns nicht mehr guttun? Wann, wenn nicht jetzt, ist Zeit dafür, etwas zu verändern? Wenn wir es jetzt nicht tun, wann wollen wir es dann tun? Wir können nicht mehr denken, wir hätten noch alle Kraft und alle Zeit der Welt und alle Möglichkeiten ständen uns noch offen!

Je älter ich werde, umso kostbarer ist mir meine Lebenszeit. Ich überlege sehr gut, wem und was ich diese widmen will.

Konventionen gehören nicht mehr dazu.
Ich denke und tue, was MIR richtig erscheint. Ich kleide mich, wie ich will. Ich sage, was ich möchte und ich lebe mein Leben, wie ICH es möchte.

Konventionen - nein danke

Foto: Harald Rauh