Sexualität ist in unserer Gesellschaft unterschwellig ständig präsent und durch entsprechende Angebote auch verfügbar. Uns wird durch Werbung und Medien suggeriert, dass viele Menschen andauernd und viel Sex haben und wie wichtig Sexualität für die Gesundheit ist. Das führt zu ziemlich viel Druck. Dieser Druck ist unangemessen und ich finde, er sollte nicht mit einem derart sinnlichen Thema in Verbindung gebracht werden.
Durch meine Arbeit mit vielen Klient*innen und Paaren weiß ich, dass KEIN Sex eher „normal“ ist (wenn wir hier überhaupt von Normen sprechen wollen). Sehr viele Menschen haben keinen Sex, und: ES IST FÜR SIE IN ORDNUNG SO! Ich spreche hier von Paaren, die seit 6 oder auch 12 Jahren keinen Sex haben und trotzdem miteinander glücklich sind. Ich spreche von alleinerziehenden Vätern und Müttern, die gerade keinerlei Nerv auf Sexualität haben, oder keine Zeit oder Lust, sich eine*n Partner*in zu suchen. Ich spreche von jüngeren Menschen, von älteren Menschen, von Kranken, von Menschen, die chronische Schmerzen haben, von Menschen, die sich asexuell fühlen, von Singles, Heteros, Nichtheteros – sehr, sehr viele Menschen haben keinen Sex. Na und?
Versteht mich nicht falsch, ich finde guten Sex toll und er kann Menschen beglücken und ihnen viel geben. Und es gibt ganz sicher Menschen, die sich nach Sexualität sehnen. Was mich stört, ist der gesellschaftliche Druck, der oft mit irgendwelchen Studien hinterlegt ist, die behaupten, wieviel und wie oft Mensch Sex haben sollte. Was dazu führt, dass Partner*innen sich gegenseitig unter Druck setzen und Sex quasi eingefordert wird, obwohl eine Seite vielleicht gar keine Lust hat.
Also, kein Sex ist also auch ok. Und ich finde es wichtig, das einfach mal auszusprechen.
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