Mein Pferd Blue hat mir so viel beigebracht in meinem Leben, wie sonst niemand. Sie war und ist mein bester Coach.
Voraussetzung dafür war, dass ich offen war, für mich und hinterfragt habe, bis ich sie oder mich verstanden habe.
Mir wurde durch Blue klar, dass es sinnvoll ist, wirklich echt zu sein und keine Maske zu tragen. Ehrlich zu mir selbst zu sein, zu verstehen, was ich leisten kann und was nicht, mir Hilfe zu holen, wenn ich sie brauche. Sobald meine Eitelkeit ins Spiel kommt, funktioniert nichts mehr, so wie vorher. Natürlich gab es Zeiten, in denen ich anderen auch einmal zeigen wollte, was ich konnte. Ich fing auf unserem Hof als Greenhorn an und das auch noch in einem Alter, in dem andere aufhören, zu reiten. Ich habe oft gespürt, wie mich die, die schon soooooo lange reiten, belächelten. Ich hörte oft, dass ich mich vielleicht übernommen hätte und niemand – außer meiner Lehrerin – sah, wie ich Fortschritte machte. Ich habe festgestellt, dass es gar nichts heißt, wenn Menschen sagen, sie würden sich schon zig Jahre mit Pferden beschäftigen und hätten deshalb Ahnung. Ich habe Menschen kennengelernt, die schon zig Jahre offensichtlich dieselben Fehler machten und aufgrund der Verfestigung dieser Fehler auch nicht mehr in der Lage waren, diese zu sehen. Ich habe begriffen, dass es gar nichts bedeuten muss, wenn man zig Jahre schon etwas tut – viele Menschen machen schon zig Jahre dieselben Fehler. Zig Jahre etwas zu tun, heißt also nicht, dass Menschen Dinge richtig tun.
Das habe ich erst so nach und nach für mich begriffen und dahinter steht für mich auch immer wieder die Idee, sich selbst regelmäßig zu reflektieren.
Folgendes habe ich um Umgang mit Blue für mich verstanden und gelernt:
- Vergleich dich nicht mit anderen, sondern bleib bei dir.
- Sei klar und konsequent in deinem Tun.
- Genieße es, wenn du etwas bekommst und sei dankbar dafür.
- Nichts ist selbstverständlich.
- Grenze dich ab, wenn du Abgrenzung brauchst.
- Lass allen Prozessen die Zeit, die sie brauchen. Geh nicht schnell durch etwas hindurch, was Zeit braucht. Die Menschen wollen immer schnell unangenehme Dinge und schwierige Situationen hinter sich bringen, aber ist es gerade bei den unangenehmen Dingen wichtig, sie Stück für Stück zu erledigen und sich Zeit zu lassen.
- Gehe durch wirklich schwierige Phasen Schritt für Schritt.
- Erwarte nicht, dass eine Beziehung immer eine Beziehung ist, nur aus sich heraus. Beziehung bedeutet, immer wieder darauf schauen, sie zu reflektieren und ihr Aufmerksamkeit zu widmen.
- Mehr desselben bringt nichts Neues.
- Empathie ist der wichtigste Schlüssel zu allen anderen Wesen dieser Welt und zu dir selbst.
- Manchmal ist ein Schritt zurück ein Schritt nach vorn.
- Frag dich, was du wirklich willst und tue nicht das, was andere für richtig halten.
- Schau auch auf das, was du hast und nicht nur auf das, was du nicht hast.
- Denke nicht alles tun zu müssen in diesem Leben – fokussiere dich auf das, was du wirklich willst.
- Sei ehrlich zu dir selbst, auch wenn das nicht immer angenehm ist.
- Lob gehört genauso zum Leben, wie alles andere.
- Wenn es sich richtig anfühlt, kannst du auch vertrauen.
- Ich darf Fehler machen und aus ihnen lernen.
- Ich darf abgeben und vertrauen.
- Es geht nicht nur darum, was ich tue, sondern wie ich etwas tue.
- Druck erzeugt Gegendruck, bei mir und bei anderen.
- Nimm deine Ängste und all deine Gefühle an, denn ein Pferd spürt sie sowieso. Gehe dann mit ihnen um, Stück für Stück und Schritt für Schritt so, wie es für dich funktioniert. Lass dir dabei die Zeit, die du brauchst.
- Angst hat auch immer etwas mit Wissen zu tun, verschaffe dir Wissen, wenn du spürst, dass dir Dinge Angst machen.
- Deine Gefühle, besonders deine Empathie, sagt dir, ob ein Weg richtig oder falsch ist.
- Hinterfrage besonders auch Lehrer oder Gurus und finde unbedingt deine eigene Wahrheit.
- Eine wirkliche Beziehung funktioniert nicht über „Deals“. Sie wird getragen von Klarheit, Offenheit, Herzenswärme und gegenseitigem Respekt. Reibung und Grenzziehung gehört in einer Beziehung dazu.
- Mache Pausen. Sie sind wichtig, um Dinge zu verarbeiten, sie zu verstehen und dich selbst zu spüren. In den Pausen kann „der Schlamm sacken“. In einem ständig bewegten Wasser ist auch nichts zu sehen. Nur in der Stille kommt die Klarheit.
- Hab Spaß – und genieße es, einfach mal nur zu sein.
Ich habe von Blue gelernt, auf mich aufzupassen. Und auf meine Intuition zu hören. Blue hat mir geholfen, wieder meiner inneren Stimme zu vertrauen. Sie hilft mir, im Hier und Jetzt zu sein, und Wettbewerbsgedanken auszuschalten. Blue hat mich bereits getragen, als ich noch neben ihr her lief und der Gedanke an Reiten noch ganz weit weg war. Sie hat mir geholfen, mich wieder selbst zu spüren, und damit hat sie meine Empathie geöffnet, die sich mir verschlossen hatte. Sie hat mir beigebracht, auf meinen Körper zu achten, denn immer, wenn irgendetwas weh tat bei mir während unserer gemeinsamen Arbeit, war etwas falsch – ich war zu angespannt oder zu fest oder zu schnell oder nicht achtsam mit mir. Blue hat mir beigebracht, wie wichtig Pausen sind, und dass Prozesse Zeit brauchen. Dass es besser ist, zu vertrauen, als etwas zu erzwingen. Sie hat mein Herz berührt und es weit geöffnet und mich zu meiner Liebe zum Leben zurückgeführt. Und ich merke immer wieder, dass genau, dass das Wichtigste ist – die Liebe zum Leben. Denn sie erfüllt mich mit innerem Frieden.
Danke, liebe Blue. Ich danke Dir aus tiefstem Herzen.
Aus meinem Buch „Das belebte Leben“
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