Dieser Satz schwang in einem weiten Bogen durch das Studio und landete direkt vor Trumps verkniffenem Gesicht.

Das Duell zwischen Harris und Trump war ein Fest, das ich mit Hingabe mitgefeiert habe – nonverbal amüsant, inhaltlich faszinierend und lehrreich zugleich.

Kleine, sehr gekonnte Spitzen von Kamala in Richtung Trump, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Zum Beispiel ihre anfängliche Begrüßung, mit der sie sich Trump vorstellte: „Kamala Harris.“ Unaufgeregt, in sich ruhend, mit einer Intellektualität, die trotz ihrer Größe fest auf dem Boden der Tatsachen steht.

Trump suhlte sich in absurden Verschwörungstheorien. Alles war dabei: Die Migrant*innen seien an allem schuld (eine auch hierzulande gängige Theorie), sie würden die Haustiere der Bürger*innen – besonders Katzen – essen. Schwangerschaftsabbrüche fänden noch im neunten Monat statt, und bereits geborene Babys würden ermordet. Er hätte mit dem Sturm auf das Capitol nichts, aber auch gar nichts zu tun, Kamala sei Marxistin, und das Beste: Er müsse Putin nur anrufen, und der Krieg in der Ukraine wäre sofort vorbei.

Lächelnd antwortete Kamala: „Putin will eat you for lunch.“ Für mich einer der besten Sätze dieses gesamten Duells.

Trump, schwer narzisstisch, gefangen im Dunning-Kruger-Effekt, wiederholt unermüdlich dieselben Behauptungen und glaubt tatsächlich an seinen eigenen Unsinn. Er zeigt psychopathische Züge und wirkt verkrampft sowie festgefahren.

Harris, intellektuell und rhetorisch überlegen, ist klar und fokussiert. Als Role Model strahlt sie durch ihre starke, kompetente und inspirierende Präsenz. Zukunftsorientiert und feministisch, bleibt sie offen und in sich ruhend.

Letztlich hatte ich das Gefühl, als stünde ein trotziger Schuljunge vor seiner weise lächelnden Lehrerin, immer wieder mit dem Fuß auf den Boden stampfend, während sie ihm ruhig und bestimmt klarmacht, dass er dort, wo er sich befindet, absolut fehl am Platz ist.