Als Expertin für Führungskräfteentwicklung begegne ich oft Zweifeln an der Frauenquote – überraschenderweise auch von Frauen selbst. Das häufigste Argument: Die Quote könnte dazu führen, dass nicht optimal qualifizierte Frauen Führungspositionen besetzen.

Diese Sichtweise offenbart, wie tief das Patriarchat in unserer Gesellschaft verwurzelt ist. Denn tatsächlich habe ich unzählige männliche Führungskräfte erlebt, die für ihre Position ungeeignet waren – und niemand störte sich daran. Bei Männern wird dies toleriert, bei Frauen nicht. Das ist ein klarer Ausdruck des gesellschaftlichen Brainwashings, dem wir alle ausgesetzt sind und das Frauen in die zweite Reihe verweist.

Dabei ist Führung evolutionär betrachtet eine zutiefst weibliche Kompetenz. In der gesamten Entwicklung der Säugetiere – und dazu gehören wir Menschen – spielt weibliche Führung eine zentrale Rolle. Bei Pferden, Wölfen, Elefanten (um nur mal einige zu nennen) ist die weibliche Führung existenziell für die gesamte Gruppe. Wenn die Matriarchinnen – warum auch immer sterben – sind sie oft dem Untergang geweiht, denn es fehlt dann die weibliche Führung, die ganze Herden durch unsichere Zeiten manövriert und ihre Empathie und ihr Wissen einsetzt, um das Überleben ihrer Sippe zu sichern.

Führung ist weiblich, und dass wir das gesellschaftlich vergessen haben, ist Teil unserer Gesellschaft. Es ist höchste Zeit, dass sich das ändert. Deshalb brauchen wir die Quote – um das natürliche Gleichgewicht wiederherzustellen und die angeborenen Führungsqualitäten von Frauen in unseren Organisationen zu nutzen.