Ich spüre immer mehr, dass ich diese Transformation nicht hinbekomme.

Die, die doch gesellschaftlich jetzt von mir erwartet wird…
Die, zur entspannten, verständig lächelnden „Alten“.
Das Gegenteil passiert gerade.
Ich habe Lust auf ein intensives Leben. Auf Lachen, auf Atmen, auf Rennen, auf Schwimmen, Reisen, auf Leben pur. Und in all der Intensität bin ich unsagbar wütend, noch mehr als früher.
Wütend über Machtmissbrauch, die Vermüllung der Erde, über Kriege, Tierleid, weinende Kinder, gedemütigte Frauen, toxische Männlichkeit.

Angeblich heißt es ja, Wut und Revolution gehören zur Jugend. Aber in mir fühlt es sich an, als ob ich gerade jetzt ständig neu explodieren will.

So gerne möchte ich weise lächelnd milde mein Haupt schütteln und darüber reden, dass alles gut wird, dem Prozess vertrauen, sanft die Hände heben und Weisheit ausschütten. Doch stattdessen möchte ich Putin verkloppen, ich möchte ein Zuhause für all die Stadttauben schaffen, ich möchte Gewalt ausrotten, unseren Nutztieren eine artgerechte Haltung ermöglichen, das Leid der Straßenhunde beenden, die Kinderrechte in unserem Grundgesetz verankern, Psychotherapie für alle präventiv möglich machen, mit allen wunderbaren Frauen dieser Welt gemeinsam tanzen, mindestens noch 10 Bücher schreiben, unsere Natur retten, und und und.

Ich frage mich, wie ich das alles schaffen will.
Ich weiß es nicht.

Doch ich habe Bock, es zu versuchen.
Und wild zu sein. Und frei.
57Jahre.
Und kein bisschen leiser.

Im Gegenteil.

Wiebke Wiedeck 57 Jahre, Foto: Harald Rauh

Foto: Harald Rauh