Stell dir vor: Einer deiner Top-Mitarbeitenden postet auf Social Media rechtsradikale Ansichten, aber im Job verhält sich diese Person einwandfrei. Wie gehst du als Führungskraft damit um? Das ist eine schwierige Situation, die viele Führungskräfte heute beschäftigt, besonders in Unternehmen, die sich für Diversität und Inklusion einsetzen.

Freie Meinungsäußerung vs. Unternehmenswerte

Erstmal vorweg: Rechtlich gesehen, sind die Gedanken frei. Das bedeutet, dass Mitarbeitende in ihrer Freizeit politisch aktiv sein oder ihre Meinungen teilen dürfen – auch wenn diese vielleicht nicht mit den Werten des Unternehmens übereinstimmen. Doch was passiert, wenn diese Ansichten so weit gehen, dass sie den Werten deines Unternehmens widersprechen? Besonders in einem Umfeld, das für Diversität und Offenheit steht, kann es zu einem echten Problem werden.

Laut dem Landesarbeitsgericht Niedersachsen: „Politische Aktivitäten eines Arbeitnehmers in dessen Freizeit, selbst aktives Zurschaustellen einer rechtsradikalen Einstellung, berechtigen den Arbeitgeber nicht ohne weiteres zur Kündigung. Nur wenn der Arbeitgeber nachweist, dass das Verhalten des Arbeitnehmers den Betriebsfrieden stört, sieht die Sache anders aus.“ → Mehr dazu hier.

Klare Haltung einnehmen

Es ist wichtig, dass du als Führungskraft eine klare Haltung vertrittst. Werte wie Respekt und Vielfalt dürfen nicht nur Worte auf dem Papier sein – sie müssen auch gelebt werden. Hierbei ist es entscheidend, dass du extremen Ansichten, die diskriminierend oder hasserfüllt sind, eine klare Grenze setzt. Aber es geht nicht nur darum, gegen etwas zu sein. Es ist genauso wichtig, offen für den Dialog zu bleiben. Denn hinter jeder extremen Meinung steckt ein Mensch, und oft auch ein tiefer liegendes Problem.

„Ich bin dagegen, aber ich habe den Menschen dahinter nicht aufgegeben“

Das ist der Kernpunkt: Du kannst klar gegen eine Ideologie sein und trotzdem versuchen, den Menschen dahinter nicht aufgeben. Dieser Ansatz hilft dabei, den Dialog zu suchen, ohne deine eigenen Werte zu verwässern. Führung bedeutet auch, schwierige Gespräche zu führen und die Balance zu finden zwischen klarer Positionierung und menschlichem Mitgefühl.

Mein Coaching für Führungskräfte: So gehst du damit um

Als Coachin für Führungskräfte helfe ich dabei, Strategien zu entwickeln, um solche Situationen zu meistern. Hier ein paar Tipps, die sich bewährt haben:

  1. Gespräch suchen: Rede mit dem Mitarbeitenden. Frag nach, woher diese Ansichten kommen, ohne direkt zu verurteilen. Das Ziel ist nicht, jemanden zu bekehren, sondern Raum für Reflexion zu schaffen. Entwickle deine eigene Sichtweise dazu und teile sie mit dem/der Mitarbeitenden.
  2. Unternehmenswerte leben: Deine Aufgabe als Führungskraft ist es, sicherzustellen, dass im Unternehmen eine Kultur der Diversität gelebt wird. Diskriminierung hat hier keinen Platz, und das muss auch jede*r Mitarbeitende wissen. Insofern ist es wichtig, diskriminierendem Verhalten keinen Raum zu geben und klar einzuschreiten, sollte es entsprechende Vorfälle geben. Besser noch, bereits im Vorfeld Räume zum Kennenlernen und zum Austausch zu schaffen, zum Beispiel über Team-Events.
  3. Vorbild sein: Als Führungskraft bist du ein Vorbild. Das bedeutet, dass du durch klare Kommunikation und dein eigenes Verhalten eine Atmosphäre schaffen solltest, in der alle Mitarbeitenden den Wert von Respekt und Vielfalt verstehen. Du hast die Möglichkeit, ein Korrektiv zu sein. Nutze sie!

Führung mit Klarheit und Empathie

Am Ende geht es darum, als Führungskraft einen klaren Standpunkt zu vertreten, der keine extremistischen oder diskriminierenden Ansichten duldet. Es ist wichtig, sich klar abzugrenzen, aber trotzdem einen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen reflektieren und entwickeln